Willkommen bei Ausgabe 226 des Newslichters. Heute steht mit dem Unfall am Set des Westerns ‚Rust‘ wieder einmal ein ernsteres Thema im Mittelpunkt, weswegen im Folgenden deutlich weniger Albernheit als üblich zu finden sein wird. Als zusätzliches Thema habe ich endlich eine Sicherheit, dass mein Soundsystem nicht kaputt ist und es auch nicht an meinen Ohren liegt. Dialoge in Filmen werden tatsächlich schlechter verständlich. Legen wir los!
‚Rust‘
Kommen wir mal wieder zurück, zum tödlichen Unfall am Set des Indie Westerns ‚Rust‘, bei dem Darsteller Alec Baldwin im Herbst 2021, beim Umgang mit einer angeblich sicheren Requisiten-Schusswaffe, bei Drehproben Kamerafrau Halyna Hutchins erschoss und Regisseur Joel Souza schwer verletzte. Die Staatsanwaltschaft von New Mexico hat nun Anklage wegen fahrlässiger Tötung, sowohl gegen Baldwin als auch gegen die Waffenmeisterin der Produktion erhoben. Damit drohen beiden Haftstrafen bis zu fünf Jahren. Die Anklage der Waffenmeisterin scheint offensichtlich. Sie hatte sich zuvor beklagt, dass die Produktion ihr zu viele andere Aufgaben auferlegt hätte, als dass sie sicher ihren Job hätte ausführen können, aber das ist etwas, das das Gericht klären muss. Als Waffenmeisterin würde sie wohl immer in der Verantwortung stehen. Für etwas mehr Aufregung sorgte die Anklage gegen Baldwin. Als Schauspieler könne es doch nicht seine Aufgebe sein, die Sicherheit einer Schusswaffe zu überprüfen, insbesondere, wenn ihm versichert wird, sie wäre nicht scharf geladen, heißt es. Zudem habe er mit der Waffe nicht herumgealbert sondern ist in einer Probe den direkten Anweisungen eines der Geschädigten gefolgt. Dem würde ich zumindest absolut folgen. An einem Filmset gibt es so viele Dinge, die gefährlich sein können, die man aber der Kontrolle von Experten überlassen muss, nicht der von Darstellern. Niemand käme etwa auf die Idee zu behaupten, Ellen Burstyn hätte am Set von ‚Der Exorzist‘ den Sitz ihres Stuntharnisches selbst überprüfen müssen, ihre permanente Wirbelverletzung, infolge der Szene, in der sie von der besessenen Reagan durch den Raum geschleudert wird, sei also ihre eigene Schuld. Warum sollte das ausgerechnet bei einer Schusswaffe anders aussehen? Und wenn es diese Verantwortung gäbe, müsste sie glasklar formuliert und durch eine entsprechende Ausbildung ermöglicht werden.
Es folgt ein wichtiges Aber: Baldwin war eben nicht nur Darsteller, er war auch Produzent des Films und als solcher mit für die Sicherheit am Set verantwortlich. Am Set einer Produktion, wo es wiederholt Beschwerden über Sicherheit und Behandlung der Crew gab. Wo das Kamerateam am Vortag der Tragödie das Set im Protest verlassen hat. In dieser Rolle verstehe ich die Anklage absolut, muss mich dann aber fragen, warum die anderen vier Produzenten nicht auch angeklagt werden. Wer frühere Artikel im Newslichter über den Fall gelesen hat, wird die Abwesenheit einer zentralen Person bemerkt haben. Der Regieassistent, der die Waffe, angeblich ohne Wissen der Waffenmeisterin, an sich genommen hat und sie, laut eigener Aussage, ohne die Patronen zu prüfen, Baldwin als „sicher“ übergeben hat. Dieser hat einen „Deal“ mit der Staatsanwaltschaft geschlossen. Er sagt gegen die anderen Angeklagten aus, im Gegenzug für eine Bewährungsstrafe von 6 Monaten. Davon darf man wohl halten was man will.
Ärgerlicher finde ich aber eher noch, dass es den Behörden nicht gelungen ist, herauszufinden, wie überhaupt scharfe Munition an das Filmset gelangen konnte. Eine der vielleicht zentralsten Fragen des ganzen Falls. Mit einer zynischeren Weltsicht, hätte ich wohl den Eindruck, das Ziel der Staatsanwaltschaft ist es, hier den bekanntesten beteiligten Namen vor Gericht zu stellen. Warum sonst sollte man dem Regieassistenten, der ja quasi mehr oder weniger eine Hauptschuld eingestanden hat, einen Deal anbieten? Warum sonst sollte man die anderen, unbekannteren Produzenten ignorieren? Die Medienaufmerksamkeit ließ nicht auf sich warten.
Ich halte eine Verurteilung von Baldwin zwar für sehr unwahrscheinlich, aber sollte sie erfolgen, hätte das erhebliche Folgen für die amerikanische Filmindustrie. Mindestens was Produktionen in New Mexico angeht, vermutlich aber, was die Verwendung echter Schusswaffen am Set allgemein betrifft. Ich würde mich als Darsteller jedenfalls strikt weigern, eine in die Hand zu nehmen.
Warum brauchen wir auf einmal Untertitel?
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich fummele in den letzten Jahren häufiger verzweifelt an meinem Soundsystem herum, in der festen Überzeugung, ich muss irgendwas ganz übel verstellt haben. Aber immer wieder stellt sich heraus, nein, der Dialog ist tatsächlich so schwer verständlich, dass ich Untertitel brauche. Dass es nicht an meiner Anlage liegt, merke ich spätestens, wenn ich einen älteren Film schaue und sämtliche Dialoge glasklar verstehe. Das Magazin Vox hat eine Twitter Umfrage gestartet, bei der sich herausstellte, dass von den über 100.000 Teilnehmern 57% Filme/Fernsehserien grundsätzlich mit Untertiteln schauen. In einem kurzen und informativen Video haben sie nun die Gründe dafür zusammengefasst, von veränderter Art der Darstellung bis zum Soundmix.
Die deutsche Synchro scheint mir üblicherweise verständlicher, nicht bloß weil ich Muttersprachler bin, sondern weil die im Soundmix meist prominenter platziert scheint. Die „dynamic range“ des originalen Mixes scheint immer wieder das Problem. Ja klar, Explosionen sind lauter als gesprochener Dialog, aber eine solche Idee von „Realismus“ im Soundmix ist doch idiotisch. Da müsste das Publikum, dass gerade einen Schusswechel gesehen hat ja „realistisch“ erst mal taub sein. Ich glaube kaum jemand wird sich über verständliche Dialoge beschweren, selbst wenn die auf Kosten von „Realismus“ gehen. Zumindest in Filmen, in denen das gesprochene Wort wichtiger als der Rumms ist.
Ich schau deutsch symcronisiert. Da gibt es keine Probleme 😆
Was bei den Asiaten nicht eingedeutscht wurde, schau ich eben mit Untertiteln aber versteht man die Sprache eh nicht.
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