‚Halloween Kills‘ (2021) – Michael vs. Myerfighters

Hier eine Halloween nach Halloween Besprechung außer der Reihe. Denn ich habe über den Oktober ‚Halloween‘ (1978), ‚Halloween‘ (2018) und dieses „Meisterwerk“ in Erwartung des Abschlusses der neuen Trilogie geschaut. Ich wollte eigentlich nix drüber schreiben, aber der Film ist so doof, dass ich einfach nicht anders kann. FILMLICHTER WRITES TONIGHT! Um es mal in haddonfieldschen Begriffen auszudrücken.

Also, am Ende des letzten Films haben Laurie (Jamie Lee Curtis), ihre Tochter Karen (Judy Greer) und Enkelin Allyson (Andi Matichak) Lauries Festung/Falle in Brand gesteckt, mit Michael im Keller eingesperrt. Noch bevor das Trio um die schwerverletzte Laurie im Krankenhaus angekommen ist, erreicht die Feuerwehr den Brand. Und, welche Überraschung, ein nur leicht angesengter Michael metztelt nicht nur ein gutes Dutzend Feuerwehrleute, sondern macht direkt da weiter, wo er letzten Film aufgehört hat und sucht Haddonfield mit allerlei scharfen und spitzen Werkzeugen heim. Da die Polizei um Sheriff Barker (Omar Dorsey) so ineffektiv wie eh und je auf den Mann in der Shatnermaske reagiert, formiert sich um Tommy Doyle (Anthony Michael Hall), jenen Jungen den Laurie 1978 babysittete, nun in seinen 50ern, und einige andere Myers Überlebende alsbald eine Bürgerwehr mit dem Ziel Michael zu töten. Doch von einer derart spontanen Eingreiftruppe zum mörderischen Mob ist der Weg nicht weit.

Okay, fangen wir positiv an. Ich finde grundsätzlich sehr gut, was der Film hier versucht. Den Fokus von Laurie und Michael zu nehmen und auf ganz Haddonfield aufzuziehen. Vor allem aber die übrigen Michael-Überlebenden in den Mittelpunkt zu stellen. Allein, die Umsetzung steht dem im Weg. Aber ich wollte ja positiv anfangen. Was dem Film gut gelingt, sind die kleinen Nachbarschaftvignetten. Er stellt uns die Bewohner eines Hauses kurz aber effektiv vor, etwa Diva Tyler als Friedhofswärterin Sondra aus dem vorherigen Teil und ihren Mann (Lenny Clark). Die spielen hier mit einer Drohne und trinken Wein, und wir haben gerade genug Zeit um sie wirklich zu mögen, bevor Mörder-Michael in ihr Badezimmer platzt und das Morden beginnt. Jenes Morden ist hier mit durchaus effektiven Gore-Effekten ausgestattet und ein ganzes Stück brutaler als im letzten Film.

Auch gibt der Film jede Idee, Michael könne ein gewöhnlicher Mensch sein komplett auf. Nicht nur, dass ein angekokelter Mittsechziger hier ein Dutzend mit Äxten bewaffneter Feuerwehrleute am Stück niedermacht, auch Lauries Voice Over (viel mehr kriegt Curtis übrigens nicht zu tun, Laurie darf ja ihr Krankenbett nicht verlassen) macht völlig klar, dass kein Mensch überstehen könnte, was mit Michael alles in dieser Nacht passiert. Hatte Doktor Loomis mit seiner professionellen Einschätzung, „EEEVIIIL!!!“, also völlig recht. Ich nehme an, das macht ihn vom schlechtesten Psychiater aller Zeiten zu einem reichlich ineffektiven van Helsing. Upgrade?

Apropos Doktor Loomis, der taucht in Form eines durchaus überzeugenden Donald Pleasance Doppelgängers (Artdirector des Films, Tom Jones jr.) in den ausführlichen Rückblenden ins Jahr 1978 kurz auf. Diese sind technisch sehr gut gemacht, Schnittempo, Kamerabewegung, alles orientiert sich hier sehr gelungen an John Carpenters Original. Hat aber den Effekt dieser Legacy Sequels, dass jeder Moment des Originals quasi zum magischen Augenblick verklärt wird. Ja, wir kriegen jenen Hundekadaver zu sehen, an dem Michael, laut Loomis, geknabbert hat.

Carpenter, sein Sohn Cody und  Patenkind Daniel Davies sind musikalisch in absoluter Form und liefern hier interessante neue Interpretationen alter Stücke aber auch gelungene neue Musik ab. Sehr gut und vermutlich das Beste am Film. Und damit sind wir am Ende des Positiven.

Als Horrorfan weiß man, dass die Protagonisten in diesen Filmen teilweise mal blöd handeln müssen, einfach um die Handlung am Laufen zu halten. Aber wenn ein Drehbuch davon ausgeht, dass jeder einzelne Charakter so dumm wie irgend möglich handelt, nicht einmal um die Handlung am Laufen zu halten, denn die ist ohnehin unwesentlich, dann fange ich wirklich an, an meinem eigenen Geschmack zu zweifeln. Ich meine, man könnte zwischendurch meinen, man wäre nicht in Haddonfield, sondern im Simpsons’schen Springfield gelandet. Nicht bloß weil die Leute reichlich doof sind, sondern weil sie es kaum erwarten können, einen Mob zu formen.

Anthony Michael Hall kämpft tapfer mit den idiotischen Dialogen, die er als Tommy Doyle von sich geben muss, am Ende wird es aber ein Rückzuggefecht, das vermutlich kein Darsteller gewinnen könnte. Ich verstehe, was Autor/Regisseur Green mit der Handlung um Tommy Doyle ausdrücken wollte. Im tiefen Herzen eigentlich wohlmeinende Leute formen sich allzu leicht zu einem Mob der simplistische Slogans a la „EVIL DIES TONIGHT!“ brüllt und so zur mörderischen Gefahr wird. Ich könnte das Ganze vielleicht ernster nehmen, wenn der Mann, den sie als Michael Myers identifizieren und in den Tod hetzen, nicht körperlich so weit wie irgendmöglich von Myers entfernt wäre und sich die Leute, die wissen, dass es nicht Michael ist nicht wie absolute Vollidioten anstellen müssten, damit sie den Mob eben nicht davon überzeugen können, hier den Falschen zu haben. Aber hier wird der Springfield Vergleich unfair. Denn wenn Sheriff Barker nach dem Tod des Unschuldigen auf der Treppe sitzt und in seinen Cowboyhut heult, dann wäre das sogar für einen Clancy Wiggum zu viel an schierer Nutzlosigkeit! Da kann ihm höchstens noch Karen das Wasser reichen, die Michael mit einer Mistgabel in den Rücken ausschaltet. Doch nutzt sie die dann um weiterzuarbeiten, bis bloß noch feinstes Myers-Mus übrig bleibt? Nö. Sie klaut ihm stattdessen die Maske…

Eine Handlung als solche gibt es kaum. Michael zieht durch Haddonfield und mordet, der Mob folgt ihm und Laurie liegt im Bett. Klar, wenn man schon Jamie Lee Curtis als Darstellerin hat, warum was mit ihr anfangen? Hier drehen gut 100 Minuten lang alle erzählerischen Zahnräder hohl und am Ende sind wir an exakt demselben Ort wie am Anfang, bloß Michaels Bodycount ist nun albern hoch und Haddonfield der dümmste Ort der USA. Die Extended Edition flanscht da noch ein Ende dran, dass mit dem neuen dritten Teil nix zu tun hat. Aber immerhin muss Curtis dafür aufstehen.

Aber wer braucht denn auch schon Handlung, wenn wir auf die alten Filme anspielen können. Das 78er Original wird in langen Rückblenden ausgeschlachtet und nicht nur die Crew um Tommy Doyle (darunter auch Lonnie (get your ass away from there) Elam) kommt zurück, auch Charles Cyphers, der damalige Sheriff Brackett kommt als alter Sicherheitsdienstmann im Krankenhaus zurück, der sich dem Mob anschließt und allen Ernstes den Satz sagen muss „Now he has made us into monsters!“. Nur falls jemand die allzu subtile Aussage des Mob-Plots nicht kapiert haben sollte. Aber nicht nur auf den ersten Film wird angespielt, auch Ben Tramer findet Erwähnung, die Silver Shamrock Masken sind zu finden und sicher noch viel mehr, was mir nicht aufgefallen ist. Busta Rhymes Karatekünste hingegen bleiben unerwähnt. Okay, damit hätte ich vermutlich ausreichend klargemacht, dass dies ein nicht sonderlich guter, wahnsinnig doofer Film ist. Sprich, ein typisches ‚Halloween‘ Sequel. Aber ich habe mich trotz allem nur selten gelangweilt. Die einzelnen Vignetten funktionieren, wie erwähnt, als Minierzählungen ziemlich gut. Die Krankenhaus und Mob-Szenen, die als Kitt dazwischen dienen, funktionieren nicht wirklich. Aber immerhin funktionieren sie auf eine meist unterhaltsame Weise nicht. Sprich, ich kann meist immerhin über den Film lachen, anstatt mich zu langweilen. Empfehlen kann ich ihn trotzdem nicht. Er wirkt auf mich wie ein technisch versierter Fanfilm mit riesigem Budget, der sich in Anspielungen auf Bestehendes verliert und absolut nichts eigenes zu sagen hat.

2 Gedanken zu “‚Halloween Kills‘ (2021) – Michael vs. Myerfighters

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